Herr Heuser kriegt den Blues

Steuerstreik? Gernot Voltz alias „Herr Heuser vom Finanzamt“ hat Ärger mit seinem Arbeitgeber. Die kabarettistische Kolumne aus unserem Themenheft „Rhythm. And Blues.“ vom August 2009 gibt es nun auch online zu lesen.

Herr Heuser kriegt den Blues

Schönen guten Tag zusammen,

Heuser ist mein Name, Oberamtsrat Heuser vom Finanzamt und ich muss heute bekennen, mein Beruf macht mir im Moment wenig Freude. Das mag mich in ihren Augen sympathischer machen, aber glauben sie mir, ich bin auf ihrer Seite. Die Bankenkrise erzeugt dermaßen viel Ungemach in mir, dass ich erst gestern meine Feierabend-Zigarre in drei Minuten durchgezogen habe, so regt mich das auf. Ich sage ihnen, diese Investment-Banker sind die Al Kaida der Globalisierung. Die treiben mit ihren finanziellen Amokläufen Millionen in die Verelendung und wer muss dafür gerade stehen? Wir alle. Über eine Billion Staatsverschuldung haben wir inzwischen durch die Krise und das sind alles Steuergelder, die wir Finanzbeamte eintreiben sollen. Das macht so viel Spaß, wie einem brünftigen Elefantenbullen die Hämorriden veröden. Die Steuer funktioniert ja nach dem Solidarprinzip, also alle legen zusammen für eine Anschaffung, die der Einzelne sich gar nicht leisten kann. Nur wer entscheidet, welche Anschaffung gemacht wird? Viele Ehemänner kennen das Problem.

So ist das im Großen auch. Wir haben im Grunde genommen ein bigamistisches Steuersystem, das heißt, jeder Steuerzahler ist sozusagen mit Frau Merkel verheiratet. Damit möchte ich ihre Vorstellungskraft nicht übermäßig quälen, sondern nur verdeutlichen, dass Frau Merkel bestimmt, wofür das Geld ausgegeben wird. Zum Beispiel für die Hypo Real Estate. Na, wie fühlen Sie sich als Besitzer von einer Bank, die weniger wert ist, als das Pfand für die Flaschen, die da drin arbeiten? So etwas würde ich mir normalerweise nie kaufen. Um es mal in meiner Passion auszudrücken, kein Mensch kauft im Tabakladen einen übrig gebliebenen Stumpen mit dem Trockenheitsgrad der Wüste Gobi, aber diese Regierung zwingt uns, diesen Stumpen nicht nur zu kaufen, sondern auch noch auf Lunge zu rauchen.

Uns gehören auch 25% der Commerzbank, die ja die Dresdner Bank übernommen hat, und der ehemalige Vorstand der Dresdner hat sich schnell noch einen Bonus von unglaublichen 56 Millionen eingesackt. Was aber soll ich mit einer Bank, die dem Bankräuber eine Entschädigung zahlt?

Ich verstehe sowieso nicht, warum man diese Banker nicht endlich persönlich haftbar macht. Bei jeder kriminellen Vereinigung kann man die Konten einfrieren und das Geld beschlagnahmen und ich sehe keinen Unterschied mehr zwischen der Mafia und der Vorstandsetage einer deutschen Bank. Na ja, die Mafia hat einen Ehrenkodex.

Und Herr Ackermann redet schon wieder von 25% Rendite und bleibt noch drei Jahre auf seinem Posten. Also der arbeitet und spekuliert ganz dreist so weiter, als wäre die Bankenkrise nur eine Halluzination zugekiffter Weltuntergangsanhänger. Gegen Ackermann ist Franjo Pooth der Erfinder des Weltspartages. Er hat ja auch von Anfang an für eine Bad Bank plädiert, also der Staat soll die wertlosen Müllpapiere aufkaufen. Aus meiner Sicht bedeutet das, die Banker wollen den Steuerzahlern eine Sickergrube als Moorbad verkaufen, wir sollen uns bis zum Hals in die Ausscheidungen der Banken stellen und dafür noch 200 Milliarden zahlen. Also wenn sie irgendwo mal das Porsche Cabrio von so einem „Banker“ sehen, kotzen sie einfach mal rein. Dann hat er auf jeden Fall schon mal eine Bad-Rück-Bank.

Ich gebe zu, das ist jetzt ein bisschen drastisch, aber unsere Schulen schimmeln vor sich hin und die Parasiten werden noch an den öffentlichen Tropf gelegt. Das erzeugt sogar bei mir eine gewisse Wut. Vielleicht sollte ich diesbezüglich mal eine Fortbildung in einer französischen Banlieu machen.

Liebe Leserinnen und Leser, ich sage jetzt mal etwas gegen meine eigene Arbeit. Wie wäre es mit einem Steuerstreik? Die zu zahlenden Abgaben kommen auf ein Sperrkonto und zum nächsten Stichtag verschicken sie massenhaft leere Steuerformulare! Es gibt ein berühmtes Vorbild in der Geschichte, 1789, Französische Revolution, das war ein Steuerstreik. Das Volk wollte dem Adel nicht mehr die hohen Abgaben zahlen, die Bürger haben dann die Bastille gestürmt und eine eigene Steuer eingeführt, die Pro-Kopf-Steuer, mit der Guillotine. Das würde heute eine Menge Arbeitsplätze schaffen, zumindest in Solingen.

Ihr
Finanzbeamter Heuser

Datum: 13.05.2011

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