Herr Heuser und die höheren Mächte

„Herr Heuser vom Finanzamt“ versteuert sich in der Bibel. Den kabarettistischen Beitrag von Gernot Voltz aus dem Themenheft „Himmel & Hölle“ gibt es jetzt auch online zum Nachlesen.

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Schönen guten Tag,

Heuser ist mein Name, Oberamtsrat, und für mich hat auch das Thema „Himmel und Hölle“ etwas mit Steuern zu tun. Das ist ja eine der großen Fragen, wohin komme ich nach meinem Ableben? Darf ich bis in alle Ewigkeit gut versorgt mit Manna und Nektar in himmlischen Gefilden frohlocken oder muss ich leiden, wenn meine Untaten als Sündenpellets das höllische Thermokraftwerk befeuern? Und hilft das korrekte Zahlen von Steuern, Letzteres zu vermeiden?

Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Natürlich hab ich mich auch schon mal gefragt, ob es einen Gott gibt und wenn ja, hat er für die Erschaffung der Erde steuerpflichtiges Honorar erhalten?

Herr Heuser und die höheren MächteDie Frage ist nicht so abwegig, wie sie vielleicht denken, denn unsere christliche Religion ist ohne die Steuer gar nicht denkbar. Der beste Beweis ist die Bibel. Folgendes Zitat kennen Sie alle: „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde, und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seiner Stadt.“

Das ist der Beginn der Weihnachtsgeschichte im Lukas-Evangelium und „schätzen“ bedeutet „eingeschätzt“, „veranlagt“ werden, wie es auch Historiker und Religionswissenschaftler bestätigen. Die römischen Steuereintreiber, die sogenannten Zensoren, wollten also wissen, wie viel jemand besaß, um so die Höhe der Abgabe festzulegen. Deswegen mussten Josef und Maria in ihre Heimatstadt Bethlehem ziehen. Jetzt schreibt die Bibel, sie sind im Stall gelandet, weil es keine andere Herberge gab. Ich denke, das ist so nicht richtig.

Herr Heuser und die höheren MächteIch glaube, Josef war ein Steuerfuchs. Der hat sich gedacht, wenn die Steuerschätzer kommen und sehen, dass wir im Stall hausen, denken die, der Josef hat nicht mehr als das steuerfreie Grundeinkommen von 8.652 Euro, den lassen wir in Ruhe. Moment, Euro ist natürlich Blödsinn, die hatten ja damals noch die D-Mark. Also, dass Jesus im Stall geboren wurde, verdankt er im Grunde genommen den Steuertricks von Josef.

Dann kamen die Heiligen Drei Könige, die haben wertvolle Geschenke gebracht, Gold, Weihrauch, Myrrhe. Darauf hätte Josef Schenkungssteuer zahlen müssen. Das hat er nicht gemacht, weil die alle zusammen behauptet haben, das wären Spenden. Wie ist das zu belegen? Das kann ich Ihnen sagen. 1947 haben Archäologen in Höhlen am Toten Meer die berühmten Qumran-Rollen gefunden, die der Vatikan bis heute nicht veröffentlicht hat – und warum hat er das nicht? Weil sich da drin die Spendenquittungen der Heiligen Drei Könige befinden.

Herr Heuser und die höheren MächteSie sehen, Kirchengeschichte ist immer auch Steuergeschichte und umgekehrt. Jesus war ja zuerst auch nicht besser. Als er Wasser in Wein verwandelt hat, was war mit der Alkoholsteuer? Die hätte er nachentrichten müssen. Oder als er den Lahmen wieder gehend gemacht hat, hätte der seinen Schwerbehindertenausweis zurückgeben müssen und damit seinen Freibetrag. Warum war denn Jesus 40 Tage in der Wüste? Weil er eine Steueroase gesucht hat.

Allerdings hat Jesus sich geläutert, denn er hat ja später gepredigt: „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!“

Und wenn Sie immer noch nicht vom Göttlichen in der Steuer überzeugt sind, dann sage ich Ihnen, es steht geschrieben, Markus, Kapitel 4, Vers 25: „Wer hat, dem wird gegeben, und wer nicht hat, von dem wird man nehmen, auch was er hat.“ Besser kann man die Tätigkeit des Finanzamts doch nicht zusammenfassen.

Noch eines am Schluss. Wenn Gott etwas gewollt hat, dann ist es das Ehegattensplitting. Denn als Moses vom Berg herabstieg, nachdem er mit Gott gesprochen hat, hat er seinem Volk verkündet: „Leute, was die Gebote angeht, hab ich eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute: Ich hab ihn auf 10 runtergehandelt. Die schlechte: Ehebruch ist immer noch dabei.“

Und was die Hölle angeht, so hat sie bei allen Qualen einen Vorteil: Dort darf mit Sicherheit geraucht werden. In diesem Sinne – genießen Sie Ihre nächste teuflisch gute Zigarre.

Ihr Herr Heuser

Datum: 09.07.2016

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