Herr Heuser vom Finanzamt und seine schönsten Jubiläen

Herr Heuser vom Finanzamt jubiliert in unserem Themenheft „Best of 200 Jahre Arnold André“ auch mit. Die Kolumne vom Kabarettisten Gernot Voltz gibt es jetzt hier zum Nachlesen.

Herr Heuser vom Finanzamt und seine schönsten Jubiläen

Schönen guten Tag,

Heuser ist mein Name, Oberamtsrat, und auch für mich gibt es in diesem Jahr sehr interessante Jubiläen. Als erstes mal mein Dienstjubiläum, 30 Jahre im Finanzamt in der Einkommenssteuerabteilung A bis L. Und aus diesem Anlass habe ich mich jetzt in die Einkommenssteuerabteilung M bis Z versetzen lassen. Das wird Sie verwundern, jetzt nach 30 Jahren. Dazu kann ich Ihnen nur sagen, der Mut zu radikalen Veränderungen hat mich schon immer geprägt.

Herr Heuser vom Finanzamt und seine schönsten JubiläenKommen wir zum nächsten Jubiläum: Vor 50 Jahren kam die berühmte Langspielplatte „Sergeant Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ von den Beatles heraus, und das war doch wunderbare Musik. Damals begann ja die Zeit der Kommunen, der Hippies und auch die Zeit der sexuellen Revolution und der freien Liebe. Die hat im Übrigen auch vor dem Finanzamt nicht Halt gemacht. Ich war damals junger Inspektorenanwärter und auch bei uns gab es diesen Spruch: „Wer zweimal mit der Gleichen pennt, sich schon zu Steuerklasse drei bekennt!“

Dann ist auf jeden Fall zu nennen: 200 Jahre Erfindung des Fahrrads. 1817 setzte sich ein Herr Drais auf das erste von ihm konstruierte Laufrad und lief damit, vom Volk bejubelt, über die Straße. Ein ganz wichtiges Jubiläum, denn was wären zum Beispiel die Grünen ohne das Rad. Es ist nun mal für kleinere Strecken die schadstoffärmste Fortbewegung. Was die Grünen heute angeht, so muss man ja inzwischen über Google suchen, ob es sie überhaupt noch gibt. Sie haben in den letzten Jahren mehr Kröten geschluckt, als sie über die Straßen getragen haben, und jetzt scheint ihnen die Luft auszugehen, weil ihnen die Viecher im Hals stecken geblieben sind.

Herr Heuser vom Finanzamt und seine schönsten JubiläenAber jetzt kommen wir zu dem wichtigsten Jubiläum von allen: 10 Jahre Einführung der Steueridentifikationsnummer. Seit 2007 bekommt jeder Bürger diese elfstellige Zahl und behält sie ein Leben lang. Elf Ziffern, die eine Menge über ihn erzählt und die er nie mehr loswird. Manche nennen diese Steuer-ID-Nummer deshalb auch den Fußpilz der deutschen Bürokratie. Allerdings ist „lebenslang“ für den Fiskus keine Dimension, denn diese elfstellige Nummer, und das ist das Besondere, gilt sogar noch 20 Jahre über den Tod hinaus. Jetzt werden Sie sich fragen, warum wurde das so festgelegt? Den Auslöser dafür kann ich Ihnen nennen. Es gab mal einen Fall in Jerusalem, da ist einer gestorben und drei Tage später wiederauferstanden. Und wir hatten keine Verordnung, den steuerlich wieder zu erfassen. Ich höre schon Ihre nächste Frage, warum wir dann 2.000 Jahre gebraucht haben, um diese Nummer einzuführen. Nun ja, die Umlaufmappe mit den neuen Dienstanweisungen war so lange unterwegs. Das kann in einer großen Behörde schon mal passieren.

Herr Heuser vom Finanzamt und seine schönsten JubiläenAber mit dieser Gültigkeit über den Tod hinaus gibt das Finanzamt die Antwort auf eine der großen Fragen der Menschheit. Alle Religionen fragen sich doch, wie es nach dem Ableben weitergeht. Die Buddhisten glauben an die Wiedergeburt, die Hindus an die Seelenwanderung und die Atheisten sagen, ich zerfalle zu Staub und wenn ich wiedergeboren werde, dann höchstens als Wollmaus. Der Fiskus hat die Antwort, denn wir sagen, „Ja, es gibt ein Leben nach dem Tod – und zwar als Steuernummer!“

Es gibt allerdings Menschen, die sagen, genau aus diesem Grund bin ich noch nicht aus der Kirche ausgetreten. Lieber ewig als katholischer Sünder in der Hölle schmoren, als auch im Jenseits noch 20 Jahre das Finanzamt an der Backe zu haben.

Wie auch immer, für mich sind diese Jubiläen ein willkommener Anlass, auf der Terrasse in der Abendsonne in aller Ruhe meine feine Clubmaster 1817 zu genießen. Dieses Zigarillo ist ein wunderbares Beispiel für Vergänglichkeit und Unsterblichkeit in einem. Deckblatt, Umblatt und Einlage zerfallen nach dem Genuss zu Asche, aber die Zigarre als solche wird, da bin ich sicher, immer und ewig ihre Jubiläen feiern.

In diesem Sinne
Ihr Herr Heuser

Datum: 08.02.2018

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