Designed in Italy: Interview mit italienischen Designprofessor Paolo Tumminelli

„Designed in Italy“ gilt als Gütezeichen, italienische Produktgestaltung als vorbildlich. Was macht die Entwerfer vom Stiefel so unglaublich erfolgreich?

Wir haben in der Italien-Ausgabe von Alles André Paolo Tumminelli, italienischer Designprofessor in Köln, befragt.

Breite x Höhe x Italien

Italienisches Design ist so berühmt, dass man meinen könnte, Design sei in Ihrem Land erfunden worden. Woher kommt der Weltruf; was ist das italienische am italienischen Design?

Paolo Tumminelli: Man könnte vom italienischen Design sagen, es sei ein Mythos. Denn es gibt eigentlich kein italienisches Design. Das, was wir italienisches Design nennen, ist im Grunde genommen eine Erfindung der Außenwelt. In Italien gab es bis vor kurzem keine Designschulen, keine Designausbildung und die Menschen, die Design gemacht haben, waren von der Ausbildung her Architekten, Künstler, freie Denker oder Theoretiker. Die Schönheit des italienischen Designs ist, dass es dafür keine grundlegende Theorie gibt, keine Schule wie in Deutschland das Bauhaus. Der italienische Designer ist ein Lebenskünstler, ein Wirtschaftskünstler: Er hat versucht, aus dem Nichts, aus dem Chaos, das wir in Italien haben, einen Mehrwert zu schaffen. Das hat er erst einmal für sich selbst gemacht, dann für seine Freunde und irgendwann ist das ein Weltphänomen geworden. Aber dieser Welterfolg kam von außen. Die Deutschen haben erst einmal die Adria entdeckt, dann die Toskana, dann den Grappa und Latte macchiato. Und schließlich haben sie auch italienisches Design entdeckt, diese Entdeckung war gleichzeitig eine Erfindung.

Als Deutscher fühlt man sich in italienischer Gesellschaft oft schlecht gekleidet. Sind Italiener eitler, verspielter oder stilbewusster?

Paolo Tumminelli: Ich glaube, ganz eindeutig stilbewusster. Eitelkeit ist ein individuelles Phänomen. In Italien gibt es eine unglaubliche natürliche Vielfalt. Geografisch ist Italien ein extrem überraschendes Land. Es gibt Wüsten und Täler und Alpen und Meere und Seen und Vulkane und Inseln. Der zweite Aspekt ist eine Kultur der Besetzung und daher des Austauschs. Wir haben zwar mit den Römern Expansion betrieben, danach wurden wir aber nur noch von anderen übernommen. Wir hatten die Spanier da, die Franzosen, die Normannen, die Österreicher und, und, und … sie haben alle etwas mitgebracht, das dort geblieben ist. Das alles erlebt ein Italiener als ästhetische Erfahrungen, täglich ist er mit dieser Vielfalt an Stilen konfrontiert. Durch diese Begegnungen entwickelt sich ein Stilbewusstsein. Das ist in anderen Ländern kaum so ausgeprägt wie bei uns.

Die italienische Mentalität mit ihrer Lust an der Expressivität spielt doch wahrscheinlich auch eine Rolle?

Paolo Tumminelli: Das hat natürlich damit zu, dass Italien anders als der Norden nicht kalvinistisch geprägt ist. In Italien ist die Kluft zwischen Arm und Reich sehr prägend. Italien hat nie eine richtige Mitte gehabt. Wir sind an Rohstoffen und Energie arm, wir sind ein komplexes Land, das schwer zu verwalten ist. Die Armut zu vergessen bedeutet auch, aus dem Nichts etwas zu machen. Dieses Prinzip finden Sie in der Küche, zum Beispiel bei Pasta oder Risotto. Pasta ist Mehl, Wasser, etwas Tomate und geriebener Käse, das wird in ein Fest übersetzt. Und das passierte auch in der Mode, das passierte im Design. Schauen wir uns Produkte der ersten Industrialisierung an, z. B. den beliebten Fiat 500: Was ist denn daran? 400 kg Blech, es gibt kaum Chrom, es gibt kaum Motor, es gibt kaum etwas. Aber dieses Auto hat eine Niedlichkeit, es hat eine Sympathie. Also im Grunde genommen keine Substanz – aber man hat versucht, aus dem Nichts mit wenigen Mitteln etwas Wertvolles zu machen. Und diese charmante Kreativität ist vielleicht eine Charakteristik des italienischen Designs.

Das vollständige Interview mit Paolo Tumminelli kann im Italien-Heft von Alles André nachgelesen werden. Alles André ist das Magazin von Arnold André – The Cigar Company. Über Zigarren. Und alles andere. Das Heft kann kostenlos abonniert werden.

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