Zigarren bestehen nicht nur aus einer Tabaksorte allein, sondern aus einer fein abgestimmten Komposition. Was es mit Einlage, Umblatt und Deckblatt auf sich hat, erfahren Sie hier:

Einlage
Die Einlage besteht bei Longfillern aus ganzen Tabakblättern einer oder mehrerer Provenienzen. Bei Shortfillern besteht sie aus geschnittenem oder gerissenem Tabak von bis zu 20 Tabaksorten. Diese harmonischen Mischungen sind geheime Rezepturen, bestimmen sie doch wesentlich den Charakter.
Umblatt
Als Umblatt wird ein Tabakblatt oder ein Teil davon verwendet, um die Einlage zu umwickeln. Das Umblatt muss besonders elastisch und kräftig sein. Hier haben sich insbesondere Java-Tabake bewährt. Umblatt mit Einlage zusammen nennt man „Wickel“.
Als Umblatt wird auch Bandtabak verwendet. Bandtabak sind kleingemahlene Tabakteilchen, die mit Bindemitteln versehen auf einem Stahlband zu Bandtabak ausgewalzt werden. Bandtabak besteht zu 95% aus Tabak und ist schon alleine deswegen keinesfalls mit Zigarettenpapier vergleichbar. Meist wird Bandtabak als Umblatt (mitunter auch als Deckblatt) verwendet. Bandtabak wird in der Fachsprache als rekonstituierter oder homogenisierter Tabak bezeichnet. Vorteile des Bandtabaks sind die gleichmäßige geschmackliche Qualität und der gleichmäßige Abbrand von Zigarillos und Zigarren. Durch das Fehlen der Blattadern, die im Naturtabak enthalten sind, gibt es keinen Widerstand gegen den Glimmvorgang.
Deckblatt
Das Deckblatt, die äußere Umhüllung von Einlage und Umblatt (des Wickels), ist ein wichtiger Geschmacks- und Aromaträger und beeinflusst Aussehen und Glimmfähigkeit von Zigarren und Zigarillos maßgeblich.
Nach Farbe und Ursprungsland wird zwischen zwei bedeutenden Deckblatt-Tabaken differenziert: Sumatra (hell) und Brasil (dunkel). Beide Deckblatt-Tabake wurden zu Gattungsbegriffen für helle und dunkle Zigarillos und Zigarren. Eine Sonderstellung nimmt der kubanische Tabak (Havanna-Deckblatt) ein.
Wesentliche Ansprüche an das Deckblatt, das aus einem Naturtabakblatt (z.B. Sandblatt) ausgeschnitten oder maschinell ausgestanzt wird, sind einwandfreie Farbe und Fehlerfreiheit. Deckblätter mit Farbdifferenzen werden als „Fehlfarben“ bezeichnet.
Deckblatt und Umblatt bestimmen maßgeblich den Geschmack einer Zigarre, die Einlage den Charakter einer Zigarre.

Die Farbe des Deckblatts
Die Qual der Wahl: Eine Zigarre mit dunklem oder hellem Deckblatt? Das Auge isst schließlich mit, sagen Feinschmecker und Spitzenköche. Und es raucht auch mit.

Entstehung der Farbe
Die Farbe der Deckblätter wird im Wesentlichen durch die Fermentation beeinflusst, dem Reifevorgang nach der Trocknung der Tabakblätter. Sie liegen in riesigen Tabakballen übereinander und entwickeln tief im Innern dadurch eine natürliche Hitze. Eine lange Fermentation „raubt“ der Pflanze das letzte Chlorophyll und sie wird dunkler. Sie konzentriert und verändert aber auch alle Inhaltsstoffe, wodurch das charakteristische Aromenspektrum zustande kommt. Wie dieses Aromenspektrum ausfällt – ob kräftig/stark oder eher fein/mild –, hat mit der Farbe des Tabakblattes gar nicht so viel zu tun.
Einfluss des Deckblatts
Wie viel Einfluss ein Deckblatt überhaupt hat, hängt auch mit der Größe der Zigarre zusammen. Das Deckblatt eines kleinen Zigarillos befindet sich in einem anderen Mengenverhältnis zum Rest der Zigarre als das einer großen Churchill. Zum anderen ist auch die geschmackliche Würze oder Neutralität der verwendeten Tabakeinlage maßgebend.
Das helle Connecticut Shade beispielsweise ist pur geraucht recht neutral, da weniger aromatisch. Dafür brilliert es durch sein Aussehen und seine hohe Elastizität, was ideal für die Verarbeitung ist. Kubanische Deckblätter bringen von Haus aus viele ätherische Öle mit, die für ein spezielles Aroma sorgen. Oder der Kamerun-Tabak, auch ein kräftiger Vertreter, der, ähnlich einem Brasil-Tabakblatt, etwas Süße mitbringt. Und schließlich das Maduro-Deckblatt, welches durch extrem hohe Hitze bei verlängerter Fermentation entsteht und einen typischen, oft süßlichen Geschmack hat.
Aufbau einer Zigarre als Infografik
Einlage, Umblatt und Deckblatt findet man hier in der Infografik zum Aufbau einer Zigarre verdeutlicht:

Der Aufbau einer Zigarre im Video erklärt:
Fazit
Dunkle Zigarren sind nicht zwingend kräftiger als helle Zigarren. Sie bringen häufig mehr Süße mit, was zu einem interessanten Geschmackserlebnis führen kann.
Mehr zum Deckblatt gibt es in der Ausgabe „Rhythm. And Blues.“ von Alles André zu lesen. Dort erklärt Frank Hidien in seinem Artikel die wahren Regeln beim Muskelspiel der Aromen.
Aufschlussreich und super illustriert.