Der Müller im Schmidt

Der Mann, der auf der Bühne sein Publikum mit „Morgen, ihr Luschen!“ begrüßt, ist privat selbst eher eine Lusche. Sagt er. Eine Plauderei mit Holger Müller, der seit Jahren mit unserer „Tropenschatz“ auf der Bühne steht.

Holger Müller über Ausbilder Schmidt

Herr Müller, seit zwei Jahrzehnten stehen Sie als Ausbilder Schmidt an rund 200 Tagen im Jahr auf der Bühne. Dann der jähe Halt durch die Corona-Pandemie. Wie gehen Sie mit dieser Situation um?

Holger Müller: Sehr vorsichtig! Ich nehme die Regeln – Masken, Abstand, Desinfektionen – ernst. Aber im Job war es natürlich erstmal ein Schock. Während des Lockdowns lief gar nichts. Aber inzwischen kann man ja wieder kleinere Auftritte machen, wenn die Hygieneregeln eingehalten werden. Und dann kamen die Autokino-Veranstaltungen dazu. Da bin ich jetzt ein gutes Dutzend Mal aufgetreten. Aber das ist sehr speziell!

Das Autokino ist für das Publikum gewöhnungsbedürftig – wie ist es für Sie auf der Bühne?

Holger Müller alias Ausbilder SchmidtHolger Müller: Stellen Sie sich vor, Sie gehen da raus und gucken nicht in Gesichter, sondern auf 300 Autos. Mit dem Sicherheitsabstand brauchen die die Fläche von mehreren Fußballfeldern. Da gibt es nur noch eine Frage im Kopf: Was mache ich hier?

Und – was machen Sie?

Holger Müller: Ich fordere die Leute erstmal auf … na ja, als Ausbilder Schmidt „befehle“ ich, auf eins, zwei, DREI! die Autotüren fest und laut zuzuschlagen. Das gibt einen nicht nur akustisch beeindruckenden Effekt! Es ist ein Feedback der Zuschauer. Das braucht der Mensch auf der Bühne, und das braucht auch das Publikum selbst.

Klar, wer auf der Bühne steht, braucht Reaktionen. Sonst könnten sich die Leute ja auch Ihren Kinofilm „Morgen, ihr Luschen!“ anschauen …

Holger Müller: Ja. Vor den Autos zu spielen, ist hart. Aber ich gehe offensiv damit um. Ganz „stumm“ bleiben die Leute ja auch nicht, sie kommunizieren mit mir über Lichthupe, Warnblinker, Scheibenwischer. So entsteht eine ganz andere Kommunikation, aber es entsteht immerhin eine.

Interview mit Holger Müller

Das Publikum spielt also mit?

Holger Müller: Ja! Das Wichtigste ist, dass das Publikum sich wohlfühlt. Man muss sich mit den Leuten solidarisieren, das müssen sie spüren, sonst funktioniert es nicht. Dann ist es letztlich völlig egal, auf welcher Bühne man steht.

Aus Holger Müller wird mit verblüffend wenigen Accessoires der Ausbilder Schmidt. Als Person sind Sie dann kaum wiederzuerkennen. Sie müssen ein sehr guter Schauspieler sein!?

Holger Müller: Danke!

Wie geht es Ihrem „sehr kleinen Haus“ im norddeutschen Pilsum, in dem bisher auch viele Kabarett- und Comedy-Kollegen auftraten?

Holger Müller: Das hat im Moment Pause. Leider! Es ist so klein, dass wir unter Einhaltung aller Regeln nicht nur zu wenig, sondern viel, viel, viel zu wenig Publikum hätten. Aber die Bustouren, die wir dort als humorvolle Alternative zur Sightseeing-Tour durch das schöne Ostfriesland anbieten, gibt es noch. Allerdings ohne Bus! Wir sitzen mit den Gästen und mit dem gehörigen Abstand im Garten des kleinen Hauses. Und die Gäste kommen. Die „Touren“ sind immer ausverkauft. Ich hoffe, wir können irgendwann mal wieder auf Normalbetrieb umschalten.

Holger MüllerDen Ausbilder Schmidt sieht man auch im Karneval …

Holger Müller: Oh ja, das mache ich sogar sehr gerne. Ich habe auch mal verkleidet als Ausbilder in einer Kölsch-Kneipe mitgefeiert. Irgendwann stand ich auf dem Tisch und habe ein paar Sprüche zum Besten gegeben. Danach sagte einer zu mir: „Du bist ja viel lustiger als der Schreihals im Fernsehen!“ Aber ich trete auch bei Sitzungen auf. Ich tue das gerne, ich mag den Karneval.

Herr Müller, haben Sie eigentlich gedient?

Holger Müller: Ja, ich habe die Grundausbildung bei der Luftwaffe gemacht. Und da ist auch meine Bühnenfigur entstanden, bei einer Improvisation auf meiner Stube. Ich habe laut rumgebrüllt, den fiesen Vorgesetzten gespielt. Die Kameraden haben sich geschüttelt vor Lachen – und anschließend kamen die Jungs aus der Stube nebenan und fragten, fast ängstlich, ob wir einen neuen fiesen Ausbilder hätten. Da wusste ich, dass die Figur funktioniert.

Tour-Termine und Videos von „Ausbilder Schmidt“ gibt es unter:
www.ausbilder-schmidt-live.de

Dieser Artikel stammt aus dem Themenheft „Humor“ von Alles André. Sie sind noch kein Abonnent? Hier kann man das Magazin kostenlos bestellen.

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