Das aktuelle Themenheft „Zeit“ nehmen wir zum Anlass, um eine kleine Zeitreise zu den Ursprüngen von Handelsgold zu unternehmen: So fing alles in Zeiten des Wirtschaftswunders an.
Als sich die ersten Isetta- und Käferkarawanen aus der jungen Bundesrepublik vornehmlich gen Bella Italia in Bewegung setzten, war die Handelsgold eine sehr gern gesehene Begleiterin.
Das Licht der Markenwelt hatte die Zigarre aber eigentlich bereits einige Jahre zuvor erblickt. Denn Walter André und Ernst Arnold André, die Väter der Handelsgold, hatten seinerzeit eine ostwestfälische Druckerei mit der Gestaltung für eine neue Zigarrenverpackung beauftragt.
Bei den grafischen Arbeiten entdeckte man bereits vorhandene interessante Entwürfe (die bekannten zwei Weltkugeln), die mit dem Namen Handelsgold versehen wurden. Schnell war man sich einig, dass man hier ein geeignetes Paket aus Markennamen und Packungsdesign geschnürt hatte und kaufte es kurzerhand ein.
Zu diesem Zeitpunkt wurde entschieden, alle von Arnold André hergestellten Zigarren nur noch unter dem Namen Handelsgold zu verkaufen, was sich in den folgenden Jahrzehnten zu einer einzigartigen Erfolgsstory entwickelte.
Handelsgold und das Wirtschaftswunder
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs begannen die Menschen in Deutschland unter großen Anstrengungen und Entbehrungen mit dem Wiederaufbau ihres Landes. Mit dem Einsetzen des Wirtschaftswunders begann auch das scheinbar nicht enden wollende Wachstum der Marke Handelsgold. Sparen stand damals bei den Menschen hoch im Kurs, jeder Pfennig wurde zweimal umgedreht und dann doch zur Seite gelegt, die Guthaben auf den Sparbüchern wuchsen – zwar langsam, aber stetig.
Genau hier setzte die Preisgestaltung der Handelsgold an. Getreu der Ursprungsidee zur Marke „Qualität für jedermann zu Preisen für jedermann“ war die Handelsgold sehr günstig kalkuliert. Handelsgold Nr. 10 kostete 10 Pfennig, Handelsgold Nr. 15 15 Pfennig. Auch das legendäre „Königsformat“ kostete nur 10 Pfennig.
Diese Form der „Markierung“ war ebenso einprägsam wie erfolgreich, sodass man bei Arnold André mehr als 20 Jahre überhaupt keinen Grund hatte, daran zu rütteln.
Ludwig Erhard und Handelsgold
Der Vater des westdeutschen Wohlstands ist selbst heutzutage noch genauso bekannt wie das Wirtschaftswunder selbst. „Steck dir ’ne Zigarre in den Mund, dann biste wer“ – dieser Maxime folgend traf man Herrn Wirtschaftsminister Ludwig Erhard eigentlich nie ohne Zigarre an. Darauf zu achten, welche Marke es bei welcher Gelegenheit denn war, konnte man sich sparen. „Der Dicke“ achtete schon von Berufs wegen auf Qualität und Rentabilität: Er rauchte Handelsgold. Sicher auch ein Zeichen dafür, dass der Oberökonom der Republik ziemlich genau im Auge hatte, wie fortschrittlich das Unternehmen Arnold André mit seinen Produkten auf dem Markt agierte.
Ein Wirtschaftsjournalist fasste die Erfolgsstory der Handelsgold einmal so zusammen: „Die Handelsgold vereint all das in sich, was den modernen Markenbegriff hinlänglich kennzeichnet: Preisklarheit durch weitblickende Kalkulation, Preis- und Qualitätsgleichheit durch Preisbindung und rationelle Fertigung großer und einheitlicher Serien, reibungsloser Vertrieb durch eigene dichtgestreute Fabrikläger und Marktbereitung durch gezielte Markenwerbung.“
Rauchen und Reisen: Hauptsache Italien
Genauso gern wie das Reisen in südliche Gefilde mochten die deutschen Freizeit-Capri-Fischer das Rasen vor der eigenen Haustür. Autorennen waren neben Schlagern von Stars wie Vico Torriani oder Peter Alexander der Hit in den 1950ern. Legendär: der Berliner Stadtkurs, die Avus. Auch legendär: die berühmten Bauchladenverkäuferinnen vor Ort mit der Handelsgold im Angebot. Zu begeisternd qualmenden Reifen gehören schließlich begeistert qualmende Besucher.
1954 drängelte sich Groß und Klein noch vor den Kneipen, weil da drin die ersten TV-Geräte standen. So hätte manch ein Zeitzeuge das „Wunder von Bern“ zumindest theoretisch im Fernsehen gesehen haben können. In Wahrheit dürfte er aber vor der Kneipe in zehnter Reihe auf dem Bürgersteig gestanden haben. Lediglich am Jubelgeschrei war dann wohl zu erkennen, dass in der benachbarten Schweiz Deutschland zum ersten Mal Fußballweltmeister wurde. Spätestens in den frühen 1960ern gehörte ein „Heimkino“ aber zur Wohnzimmereinrichtung wie der unkaputtbare Nierentisch. Und sobald die Deutschen nun vor der Flimmerkiste Platz nahmen, flimmerten ihnen selbstverständlich auch die ersten Handelsgold-Werbespots entgegen.
Wer sich nun eine Vergnügungsfahrt ans sonnige Mittelmeer gönnt, der wird schnell merken, dass die Handelsgold ihrem Ruf als rauchig-charmante Wegbegleiterin auch heute noch so gerecht wird wie in all den Jahrzehnten zuvor. Etwa, wenn zwecks neuer Marschverpflegung an der Raststätte Halt gemacht wird. Dem Zeitgeist und veränderten Genussgewohnheiten zum Trotz, sind es dort vor allem Handelsgold-Zigarillos, die besonders gern mit auf die Weiterreise genommen werden. Aromatisiert sind diese Versionen heute statt nach ihrem Preis nach ihrem jeweiligen Geschmack „Blond“, „Brown“, „Green“, oder „Red“ benannt.
Und wen es heute in die ganz weite Welt verschlägt, auch den erwartet dieses unverwechselbare (Marken-)Gesicht schon. Ob in allen Ländern Europas, in Amerika, China oder Afrika – wohin die Reise auch gehen mag, die Handelsgold ist schon da. Schließlich ist sie ein echter Exportschlager und findet fortlaufend Freunde rund um den ganzen Globus.