All inclusive? „Herr Heuser vom Finanzamt“ fliegt in den Urlaub. Die kabarettistische Kolumne aus unserem Themenheft „Der Traum vom Fliegen“ gibt es nun auch online zu lesen.
Schönen guten Tag zusammen,
Heuser ist mein Name, Oberamtsrat. Beim Thema dieses Heftes muss ich sofort an meinen letzten Urlaub denken. „Eine Woche Cluburlaub für Singles auf Mallorca“ stand in dem Katalog und da das Wort „Single“ ziemlich genau meine derzeitige Lebenssituation erfasst, habe ich mich getraut und gebucht.
Dieser Urlaub begann natürlich mit dem Flug, nur ist das Flugbenzin, also das Kerosin ja steuerfrei und wenn man als Finanzbeamter in so einer Maschine drin sitzt, dann ist das im ersten Moment schon unangenehm. Wobei sich schon die Frage stellt, warum das Autofahren durch Mineralöl- und auch noch Mehrwertsteuer sehr hoch besteuert wird und das Fliegen gar nicht. Aber vielleicht sinkt ja die Steuerlast mit der Höhe des Schadstoffausstoßes. Wenn man mit dem Space Shuttle der NASA in den Urlaub fliegt, kriegt man wahrscheinlich noch Geld zurück.
Aber ich habe mir dann gedacht, dafür ist der Urlaub ja da, dass man mal Fünfe gerade sein lässt, und dann konnte ich den Flug auch genießen. Nach der Landung kam sofort der Transfer in die Clubanlage und die hatte man ein bisschen auf Dschungel gestylt, das heißt an der Rezeption musste man sein Geld in Muschelgeld umtauschen. Allerdings habe ich drei Tage später den Strand entdeckt, wo die Muscheln genauso aussahen. Von da an war es ein billiger Urlaub, sozusagen „von dem Strand in den Mund“. Das Wortspiel musste jetzt sein.
Aber der Service war sehr gut, die Zimmer wurden jeden Tag geputzt, die Betten jeden Tag frisch gemacht und auf dem Kopfkissen lag dann immer so ein schwarzes Bonbon. Wenn man näherkam, lief das dann weg. Und es gab dort einen Animateur, nach dem würde sich aber manche Leserin alle Finger lecken. Er war so eine Mischung aus Oliver Kahn und Dirk Bach, hatte immer bunte, enge Klamotten an und immer gute Laune.
Am ersten Abend stand die Vorstellungsrunde auf dem Programm. Die ganze Gruppe musste sich in den Clubgarten setzen und jeder sollte sagen, wie er heißt und was er so macht. Ich war der Erste, ich sage: „Mein Name ist Heuser und ich bin von Beruf Finanzbeamter.“ Zack waren sie alle weg.
Na ja, ich habe das die nächsten Tage nicht mehr erwähnt, ich wollte mir ja nicht den Urlaub verderben, obwohl man ja zum Urlaub machen kaum kam, wegen der Animation. Das ging schon morgens los. Um 7 Uhr wachte ich auf und dachte, was sind das für Geräusche. In jedem Zimmer hing ein kleiner Lautsprecher und wissen sie, was da rauskam? Gesang der Buckelwale. Das war ein Fiepen wie ein Goldhamster, dem man ein Teelicht unter sein Hamsterrad gestellt hat. Eine Woche lang jeden Morgen Gesang der Buckelwale, den Tinnitus kriege ich so schnell nicht mehr weg.
Und nach dem Frühstück ging es weiter, Body-Painting mit Fingerfarben. Dazu sollte man sich einen Partner bzw. eine Partnerin suchen und für mich blieb dann übrig eine Frau Godenburg aus Emmerich und die hatte den Vorteil – wie soll ich sagen? – na ja, sie hatte viel Platz zum Malen. Sie kennen doch den Spruch „Liebe geht durch den Magen“, also bei ihr war das nicht durch gegangen, sondern hängengeblieben.
Leider war es dann noch nicht vorbei mit der Animation, denn abends gab es noch lustige Partyspiele an der Bar. Man verband mir die Augen und dann musste ich schlecken, eindeutig Sprühsahne, und wo war die drauf? Auf dem Bein von Frau Godenburg und das Bein war nicht rasiert. Ich hatte mich schon gewundert, warum die Sprühsahne so fusselt.
Das Ergebnis am Ende dieses Tages war, Frau Godenburg hat sich unsterblich in mich verliebt. Es interessiert mich nicht, ob jemand dick oder dünn ist, sie war ja auch nett, nur bei mir hat es nicht gefunkt, aber bei ihr. Ab dem Moment war sie an mir dran wie eine Klette, ich bin sie nicht mehr losgeworden. Nach vier Tagen habe ich zu einer Notlüge gegriffen und gesagt: „Gnädige Frau, Sie haben bei mir gar keine Chance“, ich wäre homosexuell. Prompt erzählt die das überall rum, „der Finanzbeamte ist anders rum“, und was war? Eine Stunde später hatte ich den Animateur am Hals. Seine Orientierung ist mir natürlich egal, aber es ist eben nicht meine. Obwohl, seine Beine waren rasiert, da hätte die Sprühsahne besser geschmeckt.
Also nach einer Woche war ich dann doch froh, dass dieser Cluburlaub zu Ende war. Ich sage Ihnen mal Folgendes: Muschelgeld, Sprühsahne und Gesang der Buckelwale, anders ausgedrückt: Abnehmen der persönlichen Habe, Mangelernährung und Schlafentzug. Stellen Sie eine Karaoke-Maschine in Guantánamo auf, dann haben Sie den Charme von einem Cluburlaub.
Dann doch lieber mit einer schönen Vasco da Gamas auf der eigenen Terrasse in der Ferienzeit die Stille der Siedlung genießen. Die schönste Art des Fliegens ist doch das der Gedanken angesichts der sanft hinwegflatternden Rauchfahnen einer guten Zigarre.
In diesem Sinne:
Ihr Herr Heuser.
Nur die Harten kommen in den Garten.
Gute Geschichte =) Vor allem die Sache mit den Muscheln als Geld, zu witzig.
Herr Häuser ist einfach genial 😉