Herr Heusers feminine Seite

„Herr Heuser vom Finanzamt“ meint, er hätte auch eine feminine Seite. Den kabarettistischen Beitrag von Gernot Voltz aus dem Themenheft „Frauenblicke“ gibt es jetzt auch online zum Nachlesen.

Herr Heusers feminine Seite

Schönen guten Tag,

Herr Heusers feminine SeiteHeuser ist mein Name, Oberamtsrat – und das Thema „Frauenblicke“ ist auch für mich interessant, denn auch bei Steuerthemen haben Frauen eine andere Sichtweise. Ich hatte letztens die Steuererklärung einer Kunstlehrerin auf dem Schreibtisch, die hatte dieses Buch „50 Schattierungen von Grau“ als Fachliteratur angegeben. Sie kennen es unter dem englischen Titel „Fifty Shades of Grey“. Da ich überprüfen musste, ob es sich wirklich um Fachliteratur handelt, habe ich den ersten Band gelesen. Also eine Farbenlehre ist das nicht. Es kommen ja nur zwei Farben vor, nämlich Grün und Blau. Beide auf dem Gesäß der Hauptdarstellerin. Ich habe dann versucht, dieses Buch aus einem mehr weiblichen Blickwinkel zu lesen, aber ich muss gestehen, mir ist nicht klar geworden, warum es von Millionen von Frauen gekauft wurde. Viele Frauen sagen ja, das wäre Frauenliteratur. Literatur? Entschuldigen Sie bitte, wenn man eine Wasserrutsche in einer Kläranlage aufstellt, wird dann ein Spaßbad daraus?

Aber Sie sehen auch an diesem Beispiel, wie stark sich die Rolle der Geschlechter verändert hat. Es ist noch nicht allzu lange her, da gab es diesbezüglich keine Unsicherheiten. Der Mann war der Ernährer und musste dann aber auch die Butter auf den Tisch stellen. Die Frau stand am Herd, bekam ihr Haushaltsgeld und war im Haushalt die Chefin. Heute ist das anders: Mutti bestreitet am Wochenende ihren dritten Profikampf im Weltergewicht und Vati organisiert am Nachmittag für die Männer in der Siedlung die nächste Tupperparty.

Die treibende Kraft bei diesem Wandel sind eindeutig die Frauen, denn sie sind es, die immer mehr in die bisherigen Männerdomänen drängen. Ich kam letztens an einer Baustelle vorbei und sah dort ein Dixi-Klo, das nur 1,30 Meter hoch war. Ich fragte einen Bauarbeiter, was das soll. Er erklärte mir, das wäre so niedrig, damit sich die Männer beim Pinkeln hinsetzen. Das hätte der Polier aufgestellt, die Frau Huber-Weingarten.

Herr Heusers feminine SeiteAuch vor dem typischen Männerdelikt Steuerhinterziehung machen die Frauen nicht halt. Ich erinnere an Alice Schwarzer, die einen Haufen Geld jahrelang in der Schweiz unversteuert gebunkert hat und nur durch eine Selbstanzeige an einem Prozess vorbeigeschrabbt ist. So ist das heutzutage: Die Frauen erobern nicht nur die Firmenspitzen und Aufsichtsratsposten, sondern auch die Schwarzgeldkonten. Da kriegt das Wort „Miss-Management“ eine neue Bedeutung.

Ein paar Männer versuchen, dagegenzuhalten. So hat die drohende, per Gesetz verordnete Frauenquote für Konzerne, Banken und Aufsichtsräte in den Chefetagen hitzige Diskussionen und Zankereien ausgelöst. Keiner von den hohen Herren möchte sich einer Geschlechtsumwandlung unterziehen, aber ein paar werden nicht drumherum kommen.

Und es sind vor allem auch die Frauen, die versuchen, ihre Kinder an gängigen Rollenklischees vorbei zu erziehen – Übertreibungen inbegriffen. So gibt es alleinerziehende Mütter mit einer gewissen Männerphobie. Das sind die Frauen, die nur deshalb Rohkost essen, weil sie beim Zubereiten die Mohrrüben so schön brutal zerhacken können. Jungs von solchen Müttern haben als Dreijährige schulterlange blonde Löckchen und einen rosa Waschlappen mit einer Didl-Maus drauf. Wenn er von Mama beim Fußballspielen erwischt wird, muss er drei Tage lang Mädchenkleider tragen, um eine drohender Geschlechtsrollenfixierung zu vermeiden. Solche Jungs werden später bestenfalls Serientäter, schlimmstenfalls Bischof von Limburg. Na ja, ich bin Finanzbeamter geworden, da habe ich nochmal Glück gehabt.

Ich hab nichts gegen die Geschlechtervariationen. Über allem schwebt das Yin und Yang oder, wie wir Finanzbeamten sagen, das Ehegattensplitting bleibt immer, egal wer wen heiratet. Wenn ich eine Frau wäre, könnte ich heute sogar meinen Schnäuzer behalten, wie man an Conchita Wurst sieht. Sie hat ja das Thema Damenbart aus der Tabuzone geholt. Es gibt manche, die sagen, das wäre ihr größter Verdienst.

Auch das Männlichkeitssymbol schlechthin, die Zigarre, wird inzwischen von der weiblichen Seite geschätzt. Es gibt immer mehr Frauen, die sich mal einen guten Longfiller gönnen. Hier empfehle ich besonders die Zigarre danach. Vor allem langjährig Verheiratete sollten sich diesen Genuss gönnen, denn es hat einen großen Vorteil: In einem ordentlich zugequalmten Schlafzimmer sieht man die Spuren, die der Zahn der Zeit beim Ehegatten hinterlassen hat, nicht mehr so genau. Das Gesicht des Partners, verschwommen aus dem Nebel duftenden Zigarrenrauchs auftauchend, wirkt plötzlich so geheimnisvoll wie am ersten Tag des Kennenlernens.

In diesem Sinne

Ihr Herr Heuser

Datum: 26.06.2015

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