Lach-Yoga: Joggen im Sitzen

Braucht man einen Grund zum Lachen? Nein, sagen die Lach-Yogis. Für die Ausgabe „Humor“ unseres Zigarren-Magazins besuchte Clara Becker ein Lach-Yoga-Studio.

Lach-Yoga

Lachen ist eine rundum positive Sache, es macht gute Laune, wirkt sympathisch und ist zudem: gesund! Das wäre Grund genug, ständig grinsend und kichernd durchs Leben zu gehen. In der Realität sieht es meist anders aus. Wir werden eher immer griesgrämiger und unlustiger. Irgendwie scheint uns das Lachen vergangen zu sein. Das ist nicht verwunderlich: Wer heute keinen Stress hat, ist nicht gefragt. Allerorten wird Überforderung postuliert und auch wiederholte Burn-outs machen sich gut im Lebenslauf. Stress ist gesellschaftlich ein „Must-have“ und wird gerne angenommen. Klar, wer Stress hat, hat nix zu lachen.

Genau da setzt Lach-Yoga an. Erstmal lachen, auch völlig grundlos – und die Heiterkeit stellt sich anschließend von alleine ein, mit all ihren positiven Auswirkungen auf Körper und Geist.

Menschen beim Lach-Yoga

Das Lachen besteht aus einem ganzen Lach-Netzwerk

Es gibt die kognitive, die emotionale und die körperliche Komponente. Und ganz egal, ob das Lachen durch einen Witz, ein freudiges Gefühl oder eine körperliche Aktion wie Kitzeln aktiviert wird, es wirkt sich immer aufs ganze System aus.

Beim Lachen sind über 100 Muskeln aktiv, von der Gesichtsmuskulatur bis zur Atemmuskulatur. Dabei wird deutlich tiefer geatmet, die Körperzellen werden besser mit Sauerstoff versorgt und die Bronchien belüftet. Durch Anspannung und Entspannung werden Herz und Kreislauf angeregt und reguliert.

Das hat zur Folge, dass:

  • die Produktion der Stresshormone Cortisol und Adrenalin reduziert wird
  • die Immunabwehr stimuliert wird
  • Endorphine (körpereigene Morphine) freigesetzt werden
  • die Ausscheidung von Cholesterin gefördert wird
  • das Herzinfarktrisiko sinkt

So sagen zumindest die Lach-Yogis.

Die Beweislage ist aus rein praktischen Gründen schwierig.

Lustige Momente sind meist spontan und ihre körperlichen Auswirkungen deshalb schwer messbar. Wem ist schon in einem engen Kernspin zum Lachen zumute? Mal abgesehen davon, dass sich Lachen und Stillliegen widersprechen. Aber nur so ließen sich die Vorgänge im Gehirn abbilden. Und wie soll man einem Probanden während des Lachanfalls Blut abnehmen, um seinen Hormonspiegel zu messen?

Lach-Yoga lernen

Die wissenschaftliche Disziplin der Lachforschung ist die Gelotologie (vom griechischen gélos – Lachen). Eine junge Disziplin, in der sich Ärzte, Psychologen und Soziologen fachübergreifend der Ergründung des Gelächters widmen.

Laut dem Lachforscher Michael Titze ist „Lachen wie Joggen im Sitzen.“ Angeblich hat man herausgefunden (Sie merken schon – ich zweifele noch!), dass 20 Kilometer Joggen ähnliche Veränderungen im Blut nach sich zieht wie eine halbe Stunde herzhaftes Lachen am Stück. Puh!!!

Ich finde beides nicht einfach; beides könnte ich nicht. Daher überwinde ich meine Skepsis und buche eine Schnupperstunde Lach-Yoga bei Anette, Lehrerin für Bewegung, Lachen und Stille. Man braucht keine Vorkenntnisse, man muss nicht mal humorvoll sein. Aber man soll bequeme Kleidung mitbringen.

Mich erwartet eine altersgemischte Gruppe von 10 Menschen, die heute meine „Lachpartner“ sein werden. Es wird nicht lange gefackelt, gleich geht es mit der Aufwärmübung los: „haha-hohoho“, dazu wird rhythmisch geklatscht. Als Steigerung schlagen wir uns auf die Oberschenkel und gehen durch den Raum. Mir ist das alles erstmal peinlich! Aber die Unbekümmertheit der anderen animiert mich. Wacker lache ich mich durch die nachfolgenden Übungen.

Wir üben das Kauderwelsch-Lachen. Das Milchshake-Lachen und das Löwen-Lachen. Meine geübten Lachpartner krümmen sich, johlen, brüllen und weinen vor Vergnügen. Es scheint wirklich eine Übungssache zu sein. Im Theorieteil lerne ich noch was über die vier Lachtypen: den Sturmtyp, den Sonnentyp, den Gewittertyp und den Regentyp. Nach einer kurzweiligen Stunde werde ich mit der Empfehlung entlassen, täglich zehn Minuten zu üben: „Das wird schon, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.“ Man verabschiedet sich sehr herzlich und bedankt sich untereinander überschwänglich für die gemeinsame Arbeit. Eine feine Geste, wie ich finde.

Affen lachenIch gehe heim und freue mich auf meine Katze, ein Glas Wein und ein feines Clubmaster-Zigarillo auf dem Balkon. Diese Kombination entlockt mir immer mindestens ein Lächeln. Ich fühle mich tatsächlich entspannt und heiter (das wäre nach einem 20-Kilometer-Lauf sicher nicht der Fall). Ich setze Lach-Yoga auf die Liste der Dinge, mit denen ich mich beschäftigen könnte, wenn ich gar nichts mehr zum Lachen finde.

Denn eigentlich finde ich es schade, ein so anarchistisches Gefühl wie das Lachen zu instrumentalisieren und therapeutisch nutzbar zu machen. Ich will lachen, weil ich Lust dazu habe, weil etwas lustig ist. Und nicht, weil es gesund ist. Oder ist das grundlose, aber exzessive Lachen die Krönung der Anarchie?

Ganz sicher ist es besser, als still vor sich hin zu versauern. Bis es so weit ist, widme ich mich hingebungsvoll meinem Rauch-Yoga.

Lachfakten

  • Das Zentrum des Lachens sitzt in der linken Gehirnhälfte und ist ca. 4 cm groß.
  • Das Lachen ist sechs bis sieben Millionen Jahre alt, wir haben es von den Schimpansen übernommen. Bis heute kitzeln Schimpansenmütter ihre Babys.
  • Im Mittelalter hat die katholische Kirche das Lachen verboten (Teufelszeug!).
  • Gelotophobie: unter der Angst vor dem Lachen leiden rund zwölf Prozent der Deutschen.
  • Weltlachtag ist am 1. Sonntag im Mai, um 14:00 Uhr wird weltweit für 1 Minute gelacht.
  • Echtes Lachen erkennt man zuverlässig an den Krähenfüßen um die Augen.
  • Kinder lachen pro Tag rund 200 bis 400 Mal, Erwachsene bringen es nur auf ca. 15 Mal.

Mehr über Lach-Yoga finden Sie unter www.lachverband.org

Dieser Artikel stammt aus dem Themenheft „Humor“ von Alles André. Noch kein Abonnent? Hier lässt sich das Magazin kostenlos bestellen.

Datum: 06.12.2020

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