Michael Fröhlich, der wissenschaftliche Leiter und Qualitätssicherer bei Arnold André, gibt Einblicke in die „heiligen Räume“ und plaudert über Wissenschaft, guten Geschmack und Zigarren.
Vertrauen ist gut. Kontrolle ist besser. Das ist die Devise, nach der Michael Fröhlich, der wissenschaftliche Leiter und Qualitätssicherer bei Arnold André, arbeitet. „Tabak ist ein Naturprodukt“, sagt er, „Pflanzen sind lebendig, sie sind nie exakt gleich. Wir können die Natur nicht bändigen – aber wir sammeln alle exakten Daten, die wir bekommen können.“
Michael Fröhlich, gelernter chemisch-technischer Assistent, analysiert seit 1983 bei Arnold André die Zigarren und Zigarillos. Er ermittelt nahezu alle Daten und Werte, die unsere Tabakprodukte technisch und inhaltlich beschreiben können.
Der Blick durchs Mikroskop auf die Zigarre ist dabei ebenso vertreten wie der Blick in die Zigarre. Die inhaltliche Prüfung, etwa im Ionen-Chromatographen, erfasst dabei unter anderem die natürlich vorhandenen Salze wie zum Beispiel Kalium, Magnesium, Ammonium.
Diese Salze sind für die Brandfähigkeit, den Abbrand und die Farbe der Asche ursächlich. Also für die gesamte in Fachkreisen so genannte „Brandoptik“.
Zigarren im Labor
Dass die Asche weiß am Brandende prangt, ist keineswegs selbstverständlich. Sie könnte auch braun, grau oder gar schwarz sein. Aber Weiß sieht nun mal am besten aus – und dafür sorgt die Natur mit einer bestimmten Salzzusammensetzung. „Das überprüfen wir ständig“, sagt Michael Fröhlich. „Niemand würde eine Zigarre genießen, die schwarze Asche hat und krumm und schief abbrennt.“
Wesentlicher für das Geschmackserlebnis einer Zigarre ist der Zugwiderstand beim Rauchen. Auch der ist kein Zufall. Für ihn verantwortlich sind das Gewicht, die Länge, der Durchmesser, die Feuchte und die Dichte. Bei der Dichtemessung wird die Zigarre Millimeter für Millimeter per Mikrowelle „durchleuchtet“, um die Gleichmäßigkeit der Füllung zu sehen. Alle Parameter zusammen ergeben ein genaues Bild der Zigarre und bestätigen die Qualität – oder zeigen Optimierungsbedarf.
„Es geht um den objektiven, technischen Blick auf das Genussprodukt Zigarre“, sagt Michael Fröhlich und lächelt. Was die technischen Tests nicht besteht, kommt nicht auf die Ladentheke. „Guter Geschmack besteht auch aus Fakten und Daten.“
Wissenschaftler und Zigarrenliebhaber
Wer Herrn Fröhlich jetzt trotz seines Namens für einen gefühlskalten Kontrollfreak hält, irrt gewaltig. Michael Fröhlich ist nicht nur ein Zigarrenkenner mit enormer Expertise, er ist selbstverständlich auch ein großer Zigarrenliebhaber.
Seit 1995 ist er Produktentwickler für Shortfiller bei Arnold André. Und da sind Kreativität und Empathie gefragt. Da spielen Gefühle eine wichtige Rolle; nicht nur die eigenen, auch die der Kundschaft.
„In der Produktentwicklung gibt es keine präzisen Daten. Es gibt Hinweise, was unsere Kunden mögen könnten. Die müssen interpretiert werden, da ist Phantasie gefragt.“ Was waren seine größten Erfolge? „Zunächst einmal die Entwicklung der Independence. Das ist eine richtig gute Zigarre. Dann die, ich möchte es schon fast Erfindung nennen, atmosphärische Reifung, die wir bei der Vasco da Gama anwenden. Dabei reifen die Zigarren in einem speziell entwickelten Verfahren in einem Raum mit Whisky, Rum oder Portwein. Das verleiht der Zigarre eine Feuchte fast wie bei einem Longfiller. Das Aroma der Destillate bleibt sehr dezent, es umschmeichelt die Nase schon beim Öffnen der Zellophanierung und veredelt den Geschmack.
Bei den Zigarillos hat uns die Entwicklung der Clubmaster White große Freude bereitet. Wir hatten über drei Jahre Zeit, diesen Zigarillo zu optimieren. Denn das Ziel war alles andere als banal: Eine leichte, milde Komposition, die dennoch so viel Zigarillotypik, so viel Geschmacksdichte aufweist wie irgendwie möglich. Die Clubmaster White ist ein Meilenstein in unserer Zigarillo-Geschichte!“
Dieser Artikel stammt aus dem Alles André Magazin zum Thema Genusswerkstatt. Das kostenlose Heft enthält außerdem noch weitere lesenswerte Beiträge für Genießer.