Herr Heuser wirft einen Blick hinter die Kulissen

„Herr Heuser vom Finanzamt“ nimmt sich Steuersparmodellen an. Den kabarettistischen Beitrag von Gernot Voltz aus der backstage-Ausgabe von Alles André gibt es jetzt auch im Blog zum Nachlesen.

Herr Heuser wirft einen Blick hinter die Kulissen

Schönen guten Tag,

Heuser ist mein Name, Oberamtsrat, und ich möchte den Begriff „backstage“ einmal übersetzen mit „hinter die Kulissen gucken“. Viele Bürger würden ja auch gerne mal einen Blick hinter die Kulissen des Finanzamts werfen, denn viele denken ja, sobald wir ein paar Steuern reinbekommen, schmeißen wir alles hin, lassen von ihrem Geld die Champagnerkorken knallen, zünden uns eine gute Davidoff an und Frau Lammerich von der Kirchensteuerabteilung versüßt uns den Rest des Tages mit einem Tabledance. Mal abgesehen davon, dass ich es immer vorziehen würde, weiter zu arbeiten, als Frau Lammerich im Stringtanga zu sehen, darf ich Ihnen versichern, bei uns wird normal gearbeitet wie in jedem Büro. Im Übrigen ist es ja auch nicht so, dass wir irgendetwas billiger kriegen, nur weil wir im Finanzamt arbeiten. Ich will sagen, wir Finanzbeamte zahlen natürlich auch Steuern wie alle anderen Bürger.

Auf der anderen Seite müssen wir, vor allem in der Steuerfahndung, öfter einen Blick hinter die Kulissen werfen, als uns manchmal lieb ist. Denn es gibt immer noch zu viele Deutsche, die sich für dieses spezielle Steuersparmodell entscheiden: LBS (Luxemburg, Bahamas, Schweiz). Wir geben Ihrem Schwarzgeld ein Zuhause! Aber Schwarzgeld darf man ja nicht mehr sagen, das ist politisch unkorrekt. Das heißt heute „stark pigmentiertes Zahlungsmittel im Tarnmodus“.

Und wer hilft bei diesen Geldverschiebungen? Leider immer noch die Banken. Die Commerzbank zum Beispiel, die HypoVereinsbank wurde diesbezüglich letztens durchsucht und jetzt ist mal wieder die Deutsche Bank massiv in der Zieloptik. Immerhin 20 Mannschaftswagen sind zur Durchführung der Razzia vorgefahren. Das macht man nicht, weil die Zinsen von einem Überziehungskredit falsch berechnet wurden. Nein, hier geht es um Steuerbetrug, Geldwäsche, Strafvereitelung, Insidergeschäfte. Fehlt nur noch Glücksspiel und Mädchenhandel. Ich habe gehört, albanische Drogenhändler schicken jetzt ihren Nachwuchs zum Praktikum in die Deutsche Bank.

Wollen Sie es konkreter haben? Bitte sehr, in der Leo-Kirch-Angelegenheit wird der Deutschen Bank jetzt Prozessbetrug vorgeworfen, die Landesbank Baden-Württemberg hat ein Ermittlungsverfahren gegen sie angestrengt, weil sie ihr wertlose Risikopapiere verkauft hat, in der USA hat sie millionenschwere Klagen wegen Hypothekenbetrug am Hals, weil sie aktiv an der Immobilienblase mitgewirkt und zig Hausbesitzer um ihr Eigenheim gebracht hat.

Jetzt wissen Sie auch, warum dieser schöne Vers entstanden ist:

Wer klaut das Geld der kleinen Leute?
Wer macht die Konten rank und schlank?
Ist das ein Dieb mit seiner Meute?
Nein, das ist die Deutsche Bank!

Und jetzt geht es noch um jahrelange Umsatzsteuerhinterziehung beim dubiosen Handel mit CO2-Zertifikaten. Der Vergleich sei erlaubt: Eine Putzfrau, die sich am nächsten Morgen ein übrig gebliebenes Krabbenbrötchen vom Vorstandsbuffet nimmt, wird sofort gekündigt, aber Herr Fitschen, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, kann mit einer Unterschrift den Staat um mindestens 300 Millionen Euro Umsatzsteuer betrügen und immer noch jeden Abend unbehelligt nach Hause gehen. Wenn man diese Strafe, also Kündigung wegen eines Fischbrötchens, mal hochrechnet, dann kann der Herr Fitschen fünfmal wiedergeboren werden und hätte immer noch keine Arbeit.

Meines Erachtens muss man so jemanden ja nicht gleich hinter Gittern bringen. Es würde mir schon genügen, Herrn Fitschen zur Teilnahme an diesem alljährlichen Dschungelcamp zu verdonnern. Dann gibt es statt exquisiter Hummer-Canapés mal halbrohen Känguruhoden und als Wellnessprogramm ein Bad in 10.000 Kakerlaken. Aber wahrscheinlich geht das auch nicht gut, weil er dann jeder Kakerlake noch zehn Derivate und Schuldscheinoptionen verkauft. Die Kakerlaken sind dann nach einem halben Jahr alle pleite, strengen eine Massenklage gegen RTL an wegen der Begünstigung eines betrügerischen Beratungsgespräches, RTL verliert den Prozess, muss Millionen Schadensersatz zahlen, nimmt dafür einen Kredit bei der Deutschen Bank auf und als Gegenleistung bekommt Herr Fitschen dann die Sendung „Banker sucht Bürger, … der ihm noch vertraut“.

Und an dieser Stelle muss ich gestehen, nach so einem Steuerfahndungserfolg wird bei uns schon ein bisschen gefeiert und natürlich brennt dann auch die gute Vasco da Gama, aber seien Sie versichert, alles auf private Kosten. Als was sollte man auch eine Zigarre absetzen? Vielleicht als Material zum Testen der neuen Rauchmelder? Das wäre einen Versuch wert …

In diesem Sinne
Ihr Herr Heuser

Datum: 10.07.2013
  1. C. Baier sagt:

    Hallo Herr Heuser,

    mit viel spass und humor lese ich immer wieder ihre statements!
    doch leider verging mir diesmal das lachen—und zwar bei der negativdarstellung des geilsten fussballvereins in deutschland— der „SG DYNAMO DRESDEN“!
    Hier schlagen Sie diesmal ein wenig über die Stränge.
    Haben Sie jemals ein Spiel der SG DYnamo live miterlebt oder worauf beziehen Sie ihre Fachkenntnis?
    Es heisst in Deutschland nicht umsonst: „Dynamo muss man live erleben“!
    Die Stimmung, das Stadion, die Fans—-das ist einfach einzigartig in Deutschland!!!
    Gerne lade ich Sie mal zu einem Spiel ein, bin mal gespannt ob Sie dann imme noch so negativ fachzimpeln! 🙂
    Herr Heuser, Sie haben es nun wirklich nicht nötig auf den medialen Zug (Blöd-Zeitung, ZDF, u.a.) aufzuspringen!
    Jeder Fan der hier jemals gewesen ist, wird ihnen das ebenfalls bezeugen!

    mit besten Gruessen,
    C. Baier !!!

    Forza DYNAMO!!!

  2. Gerbnot Voltz sagt:

    Sehr geehrte Herr Baier,
    erstmal Entschuldigung, dass ich jetzt erst auf ihren Kommentar antworte, denn ich war im Sommer zwei Monate außer Landes. Selbstverständlich wollte ich nicht ihren Fußballverein in Misskredit bringen, Die Bemerkung spielte auf unschöne Schiedsrichterbedrohungen und leider auch – verletzungen an, die sich allerdings vor allem in den unteren Ligen, Kreisliga usw., in den letzten Jahren gehäuft haben. Da ihr Verein in meiner Glosse dafür als „Hausnummer“ herhalten musste, tut mir leid. Damit werde ich Dynamo Dresden und seinen Fans sicher nicht gerecht.
    In diesem Sinne wünsche ich Ihnen weiterhin stimmungsvolle Fussballnachmittage und
    -abende im Dresdener Stadion und verbleibe mit freundlichen Grüßen
    Gernot Voltz

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