Boris Ritscher baut Trommeln und Schlagzeugsets in handwerklicher Manufakturqualität. Für die Ausgabe „The beat goes on“ haben wir ihn in seiner Werkstatt besucht.
Ein Besuch in Boris Ritschers Werkstatt ist ein Erlebnis. Da ist die warme Atmosphäre des alten Holzes, der fast durchweg alten Werkzeuge, der halbfertigen und fertigen Trommeln. Die über hundert Jahre alte Säge ist ein Hingucker. Die Sammlung an Handhobeln („Handhobel sind etwas Tolles. Ein Werkzeug, das zum Ebnen da ist – nicht in erster Linie zum Glätten.“) beeindruckt. Und überall riecht es so angenehm nach Holz.
Und da ist natürlich der Meister selbst. Er spricht über Holz, über den Wert des manuellen Handwerks, über eine Philosophie, die im Leben wie in der Arbeit nicht der Profitmaximierung frönt. Sondern den bleibenden Werten in den Dingen, mit denen wir uns umgeben. Und den bleibenden menschlichen Werten.
Er erzählt das alles beiläufig, ohne erhobenen Zeigefinger. Boris Ritscher will nicht belehren. Aber seine spürbare Begeisterung steckt an.
Boris Ritscher baut also Trommeln, Schlagzeugsets in handwerklicher Manufakturqualität. Jede Trommel ist ein Unikat. Und er benutzt ausschließlich Recycling-Holz. Nichts ist da vor seinem Hobel sicher: eine alte Eichenschrankwand, Überseepaletten, eine ausrangierte Werkbank oder eben Wein- oder Whiskyfässer … solange es massives Holz ist, baut Boris ein Schlagzeug daraus.
Was ist das Besondere an den Massivholz-Trommeln?
„Industriell gefertigte Trommeln sind furniert, das Holz, meistens gebogenes Multiplex, steht unter Spannung. Das ist bei meinen Trommeln durch die Fassbauweise nicht der Fall. Das gesamte Schwingungsverhalten und die Resonanzen werden dadurch positiv beeinflusst: Die Trommel klingt besser.“
Welche Rolle spielt das Holz für den Klang einer Trommel?
„Die Qualität des Trommelfells ist natürlich entscheidender. Aber das Holz trägt auch einen Teil zum Sound bei. Es hat eine ähnliche Aufgabe wie der Resonanzboden in einem Flügel. Meine Trommeln haben meistens einen satteren, tieferen, volleren Grundton.“
Wie bist du zum Schreinern gekommen?
„Ich bin Autodidakt. Es ging – beim Einzug in meine erste Wohnung – mit Möbeln los. Die Möbel, die mir gefielen, konnte ich mir nicht leisten. Ich dachte, ich könnte sie bauen. Das war schwieriger, als ich dachte, aber schließlich hat es funktioniert und das Schreinern ließ mich nicht mehr los. Irgendwann spielte ich mal ein Schlagzeugset in Stavebauweise. Ich war sofort fasziniert von der Bauweise, zumal die Fassbautrommeln in mir als gebürtigem Rheinhessen einen gewissen Lokalpatriotismus weckten, sind sie doch offensichtlich aus einem Weinfass gefertigt. Ich musste einfach auch diese fantastischen Trommeln selber bauen!“
Heute ist Boris Ritschers Auftragsbuch für die nächsten zwei Jahre gefüllt. Viel Zeit hat er nicht – aber eine gute Zigarre, eine Pfeife mit feinem Tabak ist immer drin. Der Mann weiß eben, wie es geht. Nicht nur das Schreinern. Auch das Leben.
Mehr über Boris Ritschers „Midmill Drums“ gibt es auf www.midmill-drums.de
Dieser Artikel stammt aus dem Themenheft „The beat goes on“. Sie sind noch kein Abonnent von Alles André? Hier lässt sich das Magazin kostenlos bestellen.